Beschreibung der Arten

Typosyllis violacea (Grube, 1870) comb. nov.

Abb. 91: Typosyllis violacea (Grube, 1870)

Abb. 91

Locus typicus. — Tor, Rotes Meer.

Typusmaterial. — ZMB Verm. 844 (LT), ZMB 11073 (6 PLT).

Beschreibung. — Lectotypus und Paralectotypen groß und kräftig. Segmente kurz. Länge: bis 22 mm, 126 Borstensegmente; Breite: 800 µm ohne, 1.000 µm mit Parapodien. Breiten-/Längenverhältnis der Segmente anterior 5-6, in Körpermitte ca. 4. Körperoberfläche glatt. Farbe in Ethanol dunkelbraun (Lebendmaterial etwas violett glänzend, GRUBE 1870).

Prostomium queroval, fast zweimal so breit wie lang (Abb. 91A). Palpen kräftig, gerundet, etwas länger als das Prostomium, über die gesamte Länge voneinander getrennt. Vier Augen, trapezförmig angeordnet in der Mitte des Prostomiums; vordere Augen nierenförmig, doppelt so groß wie die hinteren Augen, diese rundlich. Stirnaugen nicht feststellbar. Mediane Antenne mit 45-50 Gliedern, zwischen den hinteren Augen; laterale Antennen 32-37-gliedrig, anterolateral am prostomialen Rand. Antennen kräftig, Gliederung deutlich; Glieder breitrechteckig.

Peristomium dorsal etwas länger als die folgenden Segmente, das Prostomium zu etwa einem Viertel der prostomialen Länge überlappend, wodurch die hinteren prostomialen Augen teilweise verdeckt sind. Peristomialcirren dorsal ca. 25-gliedrig, mit der Hälfte ihrer Länge über die Palpenenden hinausreichend, ventral mit 16-18 Gliedern.

Borstensegmente +/- deutlich voneinander getrennt. Parapodien zylindrisch. Dorsalcirren wie folgt gegliedert: 1. DC 32-44-gliedrig, 2. DC 22-24-gliedrig, 3. DC 30-34-gliedrig, 4. DC ca. 40-gliedrig, in Körpermitte mit 36-48 bzw. 16-26 Gliedern, sehr deutlich in der Länge alternierend. Dorsalcirren kräftig; anterior lange Dorsalcirren teilweise eineinhalb mal so kräftig wie die kürzeren; Glieder breitoval. Ventralcirrus fingerförmig, basal inserierend, an das Ende des Parapodiallappens reichend.

Zusammengesetzte Borsten falciger, bidentat bis subbidentat; anterior 12-17, in Körpermitte 8-14, posterior 5-8 pro Borstenbündel. Endglieder anterior schälmesserförmig, 27-40 µm (ELV ca. 1,5; Abb. 91B-D), in Körpermitte und posterior 22-28 µm (ELV ca. 1,2; Abb. 91F-G, I-J). Sekundärer Zahn höchstens so groß wie der primäre Zahn. Tertiäre Zähnchen von mittlerer Länge, nicht sehr spitz. Schäfte schlank, posterior in den ventralen Borsten etwas kräftiger (Abb. 91J), subdistal jeweils mit spitzen Stacheln. — Einfache Dorsalborste und einfache Ventralborste nicht vorhanden. — Aciculae: anterior 3 (einfach, schwertförmig und gerundet; Abb. 91E), in Körpermitte und posterior 2 (jeweils einfach bis schwertförmig; Abb. 91H, K). Hinterende in keinem der untersuchten Syntypen vorhanden.

Pharynxtubus lang, über 12-14 Segmente, Farbe in Ethanol hell. Zahn sehr groß und deutlich, stilettförmig, anterior spitz, eine Zahnlänge hinter der Pharynxöffnung. Proventrikel etwa so lang wie der Tubus, zwischen dem 18. und 27. BS, ca. 40 Muskelzellringe (cranial 5, caudal ca. 35), in Ethanol dunkelbraun.

Reproduktion. — Weibchen mit mehreren Eiern in den hinteren Segmenten; Eidurchmesser: ca. 60 µm.

Verbreitung. — Rotes Meer.

Derivatio nominis. — Die Art erhielt ihren Namen nach der glänzend violetten Farbe lebender Tiere.

Diskussion. — Ähnlichkeiten in der Gestalt der falcigeren Borsten und der Aciculae bestehen zu T. krohni (EHLERS, 1864), T. raygeorgei HARTMANN-SCHRÖDER, 1979 und T. stellaepolaris HARTMANN-SCHRÖDER, 1993. Aber in keiner dieser Arten sind die Dorsalcirren so zahlreich gegliedert wie bei Typosyllis violacea; darüberhinaus sind bei T. krohni die Antennen und Dorsalcirren distal kölbchenförmig verdickt; T. raygeorgei und T. stellaepolaris besitzen wesentlich weniger Borsten pro Borstenbündel. Hinsichtlich der Peristomialfalte erinnert die Art an T. adamanteus (TREADWELL, 1914); dort sind aber auch die Antennen und Dorsalcirren sowie die Borstenendglieder anterior viel kürzer als bei Typosyllis violacea.

Siehe auch T. monilata IMAJIMA, 1966 (Tab. 10).

Die untersuchten Syntypen der ebenfalls aus dem Roten Meer beschriebenen Syllis picta GRUBE, 1870 stimmen mit der vorliegenden Art hinsichtlich Habitus, Gestalt und Zahl der Borsten sowie der Aciculae und auch in der Gliederzahl der Dorsalcirren überein. Sie muß als jüngeres Synonym von Typosyllis violacea interpretiert werden.

Die aus dem Zoologischen Museum der Humboldt-Universität in Berlin entliehene Typusserie hatte keinen Holotypus. Daher wurde ein Exemplar als Lectotypus [ZMB Verm. 844], die anderen 6 Exemplare als Paralectotypen [ZMB 11073] designiert. Dieses ist die erste Beschreibung von Typosyllis violacea seit der Erstbeschreibung (GRUBE 1870). Erstmalig werden Zeichnungen des Vorderendes und der Borsten aus den verschiedenen Körperregionen zur Verfügung gestellt.

Tab. 10: Typosyllis-Arten, bei denen das Peristomium das Prostomium in Form einer Peristomialfalte überdeckt:
T. neglecta (GRUBE, 1870) comb. nov., T. violacea (GRUBE, 1870) comb. nov. , T. adamanteus (TREADWELL, 1914), T. lunaris IMAJIMA, 1966 und T. monilata IMAJIMA, 1966.

 

T. neglecta

T. violacea

T. adamanteus

T. lunaris

T. monilata

Länge,
Zahl der Borstensegmente

20,9 mm
165 BS

22 mm
126 BS

14,3 mm
90 BS

20,2 mm
106 BS

15,2 mm
86 BS

Integument

papillös

glatt

glatt

glatt

glatt

Gliederzahl der Antennen

median ?,
lateral 27-29

median 45-50,
lateral 32-37

median 11+,
lateral 8+

median 35,
lateral 20-22

median 20-21,
lateral 15-17

Gliederzahl 1. Dorsalcirrus

70-78

32-44

?

33

25-28

Gliederzahl der Dorsalcirren in Körpermitte

34-38 bzw.
26-29

36-48 bzw.
16-26

10-12

30-36 bzw.
18-22

15-20

Zahl falcigerer Borsten
(anterior, Mitte, posterior)

12-15 / 9-12 /
5-7

12-17 / 8-10 /
5-8

bis 10

bis 15

12-15 / 9-12 / 5-7

„Verdickte“ Borsten

nein

nein

nein

nein

ja

distales Ende der Borstenendglieder

bidentat und unidentat

bidentat und subbidentat

unidentat bis subbidentat

bidentat

bidentat

Zahl der Aciculae
(anterior, Mitte, posterior)

5 / 3-4 / 2

3 / 2 / 2

4 / 3 / 2

3 / 2 / 1

5 / 3 / 1

Länge des Pharynxtubus

15-16 Seg.

12-14 Seg.,
transparent

6 Segmente,
dunkelbraun

12-13 Seg.

11-12 Segmente,
transparent

Länge des Proventrikels,
Zahl der Muskelzellringe

18 Segmente

9 Segmente,
40 Ringe

8-9 Segmente

7-8 Segmente

7-8 Segmente,
35 Ringe

Länge des Proventrikels
im Vergleich zum Pharynxtubus

ca. 1,5x so lang

gleich

1,5-2 mal so groß

gleich

gleich