Beschreibung der Arten

Typosyllis hyllebergi Licher, 1999 sp. nov.

Abb. 34: Typosyllis hyllebergi Licher, 1999  sp. nov.

Abb. 34

Locus typicus. — El Kura Lagoon, Dahab, Rotes Meer; Eulitoral.

Typusmaterial. — ZMUC Pol-851 (HT).

Beschreibung. — Holotypus kräftig, klein, mit relativ kurzen, zerbrechlich wirkenden Dorsalcirren (Abb. 34A). Segmentgrenzen deutlich, intersegmentale Einschnitte nicht sehr tief. Länge: 8,8 mm, 63 Borstensegmente; Breite: 350 µm ohne, 450 µm mit Parapodien. Breiten-/Längenverhältnis der Segmente anterior 3-4, in Körpermitte 2, posterior 1-2. Körperoberfläche glatt. Keine besondere Pigmentierung. Farbe in Ethanol graubraun.

Prostomium subhexagonal, fast zweimal so breit wie lang, vorderer Rand relativ gerade, anterolateral konkav eingebuchtet. Palpen kräftig, ovalförmig, etwa so lang wie das Prostomium, dorsal über die gesamte Länge voneinander getrennt. Vier dunkelbraune Augen bogen- bis trapezförmig angeordnet in der hinteren Hälfte des Prostomiums; vordere Augen oval und etwa doppelt so groß wie die hinteren Augen, diese rundlich. Stirnaugen nicht feststellbar. Mediane Antenne 17-gliedrig, zwischen den hinteren Augen; laterale Antennen 10-gliedrig, vor den vorderen Augen, anterolateral, etwas hinter dem prostomialen Rand. Antennen kräftig, proximal ein wenig eingeengt, Gliederung sehr deutlich; Glieder subquadratisch, etwa so lang wie breit, proximal teilweise zwei bis dreimal so breit wie lang.

Peristomium ringförmig, deutlich kürzer als die folgenden Segmente, vom Prostomium durch eine querverlaufende Grube abgegrenzt, dorsal mit dem ersten Borstensegment völlig verwachsen. Peristomialcirren dorsal 11-12-gliedrig, bis an die Palpenenden reichend, ventral nur wenig kürzer, mit 9 Gliedern.

Borstensegmente deutlich voneinander getrennt. Parapodien lappenförmig, etwa ein Drittel bis ein Viertel der Körperbreite lang (Abb. 34F). Dorsalcirren wie folgt gegliedert: 1. DC 16-17-gliedrig, 2. und 3. DC 9-10-gliedrig, 4. DC 13-gliedrig, 5. DC 8-gliedrig, 6. DC 11-gliedrig, in den folgenden Segmenten mit 10-11 bzw. 8-9 Gliedern, posterior unwesentlich kürzer. Dorsalcirren von ähnlicher Gestalt wie die Antennen und Peristomialcirren, Gliederung auch in den letzten Segmenten und an der Cirrenbasis deutlich. Ventralcirrus fingerförmig, midbasal inserierend, bis an das Ende des Parapodiallappens reichend.

Zusammengesetzte Borsten pseudospiniger oder falciger, bidentat; anterior 12-13, in Körpermitte und posterior 6-8 pro Borstenbündel. Endglieder der pseudospinigeren Borsten anterior 10-50 µm (ELV 4; Abb. 34B), in Körpermitte 12-80 µm (ELV 6), posterior 12-75 µm (ELV 5-6; Abb. 34G-I); sehr schlank, distal fein bidentat (Abb. 34B) oder ohne derartige Zähne (Abb. 34G); tertiäre Zähnchen sehr fein, distad graduell kürzer werdend. Falcigere Borsten bidentat, primärer und sekundärer Zahn sehr deutlich, anterior jeweils von etwa gleicher Größe und dichter beieinander stehend; ab Körpermitte sekundärer Zahn größer, gerundeter, weiter von dem primären Zahn entfernt; tertiäre Zähnchen relativ grob und nicht sehr spitz, besonders ab Körpermitte, unregelmäßig groß. Schäfte der pseudospinigeren Borsten schlank, subdistal mit meist vier relativ langen Stacheln; die der falcigeren Borsten kräftiger, ab Körpermitte in den ventralen Borsten leicht beilförmig; subdistal jeweils mit Stacheln. — Einfache Dorsalborste so kräftig wie die Schäfte innerhalb desselben Parapodiums, gerade, distal gekerbt, subdistal glatt (Abb. 34J). Einfache Ventralborste nicht vorhanden. — Aciculae: anterior 2 (1 schwertförmig, gerundet, 1 kurz fußförmig; Abb. 34E), in Körpermitte und posterior 1 (kurz flammenförmig; Abb. 34K); in allen Parapodien etwa gleich kräftig.

Pygidium halbrund mit paarigen gegliederten Analcirren (im Holotypus abgebrochen, 4 Glieder noch vorhanden) und einem unpaaren medianen Analcirrus.

Pharynxtubus relativ lang, über 9 Segmente, in Ethanol von gleicher Farbe wie der Körper. Zahn nur als helle lichtbrechende Masse erkennbar, etwas hinter der Pharynxöffnung. Proventrikel von gleicher Länge wie der Tubus, zwischen dem 9. und 16. BS, 26-28 relativ breite Muskelzellringe (cranial 4-5, caudal 22-23), in Ethanol goldbraun.

Verbreitung. — Rotes Meer.

Derivatio nominis. — Die Art wurde nach Dr. Jørgen Hylleberg, University of Århus, Dänemark, benannt, der das Material gesammelt und es mir freundlicherweise zur Beschreibung zur Verfügung gestellt hat.

Diskussion.Typosyllis hyllebergi ähnelt T. cornuta (RATHKE, 1843), T. anops (EHLERS, 1897) comb. nov., T. caeca (KATZMANN, 1973) comb. nov., T. beneliahuae (CAMPOY & ALQUÉZAR, 1982) comb. nov., emend., T. maryae (SAN MARTÍN, 1992) comb. nov. und T. mauretanica LICHER, 1999 sp. nov. hinsichtlich des Besitzes pseudospinigerer Borsten und Endgliedern falcigerer Borsten mit relativ kurzen, groben tertiären Zähnchen. Im Gegensatz zu Typosyllis hyllebergi sind bei T. cornuta die tertiären Zähnchen in den Borstenendgliedern noch gröber, die einfache Dorsalborste ist distal gerundet und subdistal gezähnt und die Aciculae unterscheiden sich sowohl in der Zahl als auch in ihrer Gestalt. Bei T. anops besitzen die vorderen Parapodien vier einfach gestaltete Aciculae; bei T. caeca sind die Endglieder der mittleren und ventralen Borsten wesentlich schlanker; T. mauretanica besitzt ventral ein charakteristisches Pigmentmuster und in allen Parapodien nur jeweils eine Acicula; darüberhinaus fehlen diesen drei Arten prostomiale Augen. BeiT. beneliahuae und T. maryae sind die Dorsalcirren länger, zahlreicher gegliedert und lange und kurze Dorsalcirren alternieren deutlich; T. beneliahuae besitzt anterior nur zwei Aciculae und T. maryae besitzt 2-3 postproventrikuläre Drüsenpaare.

Der dieser Art zugrunde liegende Holotypus aus dem Roten Meer wurde ursprünglich T. bouvieri (GRAVIER, 1900) zugeordnet (FENCHEL & HYLLEBERG 1973), die als jüngeres Synonym von T. prolifera (KROHN, 1852) interpretiert wird (AMOUREUX, RULLIER & FISHELSON 1978). Der Besitz von pseudospinigeren Borsten weist das Material jedoch als eine andere Art als T. prolifera aus. Es ist identisch mit der von BEN-ELIAHU (1977:13-16) beschriebenen "Syllis (Langerhansia) cornuta", bei der es sich aber ebenfalls um eine andere Art als T. cornuta (RATHKE, 1843) handelt, die im Europäischen Nordmeer beheimatet ist.

Siehe auch T. silkeae LICHER, 1999 sp. nov.