Beschreibung der Arten

Abb. 49

Locus typicus. — Losinj (=Insel Lussin) und Cres (=Insel Cherso), Kroatien; lt. Etikett. Bei Cherso; lt. GRUBE (1860).

Typusmaterial. — MPW 672 (HT).

Beschreibung. — Holotypus kräftig, von mittlerer Größe. Segmentgrenzen deutlich. Länge: 12,5 mm, 95 Borstensegmente; Breite: 400 µm ohne, 520 µm mit Parapodien. Breiten-/Längenverhältnis der Segmente anterior und in Körpermitte 2-3, posterior 2. Körperoberfläche glatt. Pigmentierung in Form eines Brillenmusters auf jedem der vorderen Segmente. Farbe in Ethanol dunkelbraun.

Prostomium queroval, fast zweimal so breit wie lang. Palpen groß und kräftig, eineinhalb mal so lang wie das Prostomium, aneinanderstoßend, aber nicht miteinander verwachsen. Vier Augen, in einem weiten Trapez angeordnet in der hinteren Hälfte des Prostomiums; alle Augen rundlich bis oval, vordere Augen fast doppelt so groß wie die hinteren Augen, diese zwei bis drei Augendurchmesser von den vorderen Augen entfernt. Zwei winzige Stirnaugen am vorderen Prostomialrand. Mediane Antenne ca. 22-gliedrig, zwischen den hinteren Augen; laterale Antennen 12-13-gliedrig, anterolateral am prostomialen Rand. Antennen kräftig, Gliederung deutlich; Glieder rundlich bis subquadratisch, Ecken stark gerundet.

Peristomium kürzer als die folgenden Segmente, vom Prostomium durch eine querverlaufende Grube abgegrenzt. Peristomialcirren dorsal 19-21-gliedrig, weit über die Palpenenden hinausreichend, ventral halb bis zwei Drittel so lang wie dorsal, mit 11-12 Gliedern.

Borstensegmente +/- deutlich voneinander getrennt. Parapodien zylindrisch. Dorsalcirren wie folgt gegliedert: 1. DC 24-26-gliedrig, 2. DC 15-17-gliedrig, 3. DC 18-23-gliedrig, 4. DC 24-25-gliedrig, 5. DC 14-16-gliedrig, 6. DC 21-23-gliedrig, in Körpermitte mit 17-22 bzw. 12-13 Gliedern, posterior mit 16-17 bzw. 12-13 Gliedern, relativ deutlich in der Länge alternierend. Dorsalcirren schlank, kaum verjüngt; Glieder rundlich bis subquadratisch mit stark gerundeten Ecken, ab Körpermitte Glieder auch länger als breit, proximal stets zwei bis dreimal so breit wie lang, teilweise miteinander verschmolzen. Ventralcirrus schlank fingerförmig, basal inserierend, über das Ende des Parapodiallappens reichend.

Zusammengesetzte Borsten falciger, bidentat; anterior 6-8, in Körpermitte und posterior ca. 8 pro Borstenbündel. Endglieder anterior und in Körpermitte 20-40 µm (ELV 2; Abb. 49A-F), posterior 15-35 µm (ELV 2; Abb. 49G-I). Primärer und sekundärer Zahn in allen Körperbereichen von gleicher Größe, kräftig, gebogen, stumpf gerundet. Tertiäre Zähnchen sehr deutlich, kräftig, distad kaum kürzer werdend. Schäfte anterior schlanker als in den darauffolgenden Segmenten, posterior in den ventralen Borsten etwa eineinhalb mal so kräftig wie in den dorsalen Borsten, subdistal jeweils mit zahlreichen kurzen oder längeren Stacheln. — Einfache Dorsalborste leicht gebogen, distal gekerbt bis bidentat, Zähne undeutlich, kaum gebogen, subdistal glatt (Abb. 49N). Einfache Ventralborste nicht feststellbar. — Aciculae: anterior 4 (1 fußförmig, 2 distal breit gerundet, 1 +/- einfach, distal spitz; Abb. 49J), in Körpermitte 2 (einfach bis schräg abgestutzt; Abb. 49K-L), posterior 1 (einfach, dreimal so kräftig wie anterior).

Pygidium halbrund, mit paarigen Analcirren, 17-20-gliedrig, und einem unpaaren medianen Analcirrus, ventroterminal.

Pharynxtubus ein wenig gefaltet, von mittlerer Länge, über 8 Segmente, Farbe in Ethanol rostbraun. Zahn groß und deutlich, langoval, vorderer Rand gerundet, mit dem vorderen Ende über die Öffnung hinausreichend. Proventrikel ein Fünftel länger als der Tubus, zwischen dem 9./10. und 18. BS, 30-34 Muskelzellringe (cranial 5-6, caudal 26-28), in Ethanol dunkelbraun.

Reproduktion. — Die Art bildet dicere Stolonen (MALAQUIN 1893).

Verbreitung. — Kosmopolitisch.

Derivatio nominis. — Der Name bezieht sich auf die Variabilität dieser Art ("vario" [lat.] = verschieden).

Diskussion. — Typosyllis variegata unterscheidet sich von den meisten anderen Typosyllis-Arten durch die charakteristische Pigmentierung der vorderen Segmente, in der sie nur T. westheidei (SAN MARTÍN, 1984) comb. nov., T. ferrani (ALÓS & SAN MARTÍN, 1987) comb. nov. und T. alosae (SAN MARTÍN, 1992) gleicht. Typosyllis variegata unterscheidet sich von T. westheidei im Besitz weniger zahlreich gegliederter Antennen und Dorsalcirren, einer geringeren Borstenzahl pro Bündel sowie eines größeren Endgliedlängenverhältnisses der Borsten aller Körperregionen. Bei T. ferrani ist der Pharynxtubus gräulich, die vorderen Borstenbündel besitzen mindestens je 10 zusammengesetzte Borsten und 5-6 Aciculae; T. alosae hat pseudospinigere Borsten, die mediane Antenne inseriert zwischen den vorderen Augen, die Peristomial- und Dorsalcirren sind weniger zahlreich gegliedert und der Proventrikel ist nur etwa halb so lang wie der Pharynxtubus (Tab. 9).

Siehe auch T. hyalina (GRUBE, 1863) (Tab. 17).

Syllis sardai SAN MARTÍN, 1992 wird als jüngeres Synonym dieser Art interpretiert, da sich das dieser Bezeichnung zugrundeliegende Typusmaterial nicht nur in der Gestalt der falcigeren und einfachen Borsten gleicht, sondern sich auch Dorsalcirren, Habitus, Pharynxtubus, Proventrikel und Größe der Tiere einander ähneln. Die von NÚÑEZ (1990a, 1990b) gezeichnete "Syllis variegata" ist eine von T. variegata verschiedene Art, da dort die tertiären Zähnchen wesentlich feiner sind.

Das aus dem Zoologischen Museum in Breslau zur Verfügung gestellte Exemplar erwies sich als der Holotypus [MPW 672] und soll als Lectotypus deklariert werden.