Beschreibung der Arten

Typosyllis ortizi (San Martín, 1992)

Locus typicus. — Bei Punta Pedernales, Isla de la Juventud, Kuba; 50 m.

Typusmaterial. — MNCNM 16.01/800 (HT), MNCNM 16.01/801 (PT), USNM 65692 (2 PT), USNM 75306 (PT), USNM 75308 (PT), USNM 75312 (PT), USNM 146091 (PT).

Beschreibung. — Holotypus und Paratypen schlank, Segmentgrenzen deutlich. Länge des größten Tieres: 5 mm, 59 Borstensegmente; Breite anterior: 250 µm ohne Parapodien. Breiten-/Längenverhältnis der Segmente bis Körpermitte 3, posterior 2. Körperoberfläche glatt. Keine besondere Pigmentierung. Farbe in Einbettmittel cremefarben weiß bis transparent.

Prostomium subpentagonal bis rundlich, nicht viel breiter als lang. Palpen eineinhalb bis zweimal so lang wie breit, etwa so lang wie das Prostomium, über die gesamte Länge voneinander getrennt. Sechs rotbraune Augen, alle rundlich oval und von etwa gleicher Größe; hintere vier Augen, in einem weiten Trapez angeordnet in der hinteren Hälfte des Prostomiums; vordere zwei Augen nahe des vorderen Prostomialrands. Mediane Antenne 16-29-gliedrig, in der Mitte des Augentrapezes; laterale Antennen 13-15-gliedrig, anterolateral. Antennen sehr deutlich gegliedert; Glieder subquadratisch mit gerundeten Ecken, proximal wenig breiter als lang.

Peristomium anterior durch eine tiefe querverlaufende Grube vom Prostomium getrennt, posterior mit dem ersten Borstensegment verwachsen. Peristomialcirren dorsal 18-20-gliedrig, über die Palpenenden hinausreichend, ventral 12-14-gliedrig, so lang wie die lateralen Antennen.

Dorsalcirren wie folgt gegliedert: 1. DC 16-18-gliedrig, 2. DC 9-gliedrig, 3. DC 12-15-gliedrig, 4. DC ca. 16-gliedrig, 5. DC 17-gliedrig, anterior mit 16-17 bzw. 8-9, in Körpermitte mit 16-18 bzw. 5-6, posterior mit 9-10 bzw. 5-6 Gliedern, sehr deutlich in der Länge alternierend. Dorsalcirren schlank und zierlich, kaum verjüngt; Glieder langoval, subdistal etwa doppelt so lang wie breit, Endglied häufig am längsten. Ventralcirren fingerförmig, posterior länger als in den davor befindlichen Segmenten und stets über das Ende des Parapodiallappens hinausreichend.

Zusammengesetzte Borsten falciger, bidentat; "normale" und verdickte Borsten: anterior 9 (nur "normale" Borsten), ab Körpermitte 3-5 (1-2 "normal", 2-3 verdickt) pro Borstenbündel. Endglieder der "normalen" Borsten anterior relativ lang und schlank, 28-35 µm (ELV 1,2), ab Körpermitte 25-32 µm (ELV ca. 1,2); primärer und sekundärer Zahn gerundet, sekundärer Zahn anterior etwa so groß wie der primäre Zahn, in Körpermitte und posterior etwa doppelt so groß; tertiäre Zähnchen proximal kräftig, subdistal am längsten, dort in der Regel über den sekundären Zahn hinausreichend. Schäfte sehr schlank, subdistal teilweise kaum verbreitert, meist mit einzelnen relativ langen subdistalen Stacheln. "Verdickte" Borsten nur ventral ab Körpermitte: Endglieder breiter und distal stärker gebogen als in den "normalen" Borsten; primärer Zahn von etwa gleicher Gestalt und Größe wie in den Endgliedern der "normalen" Borsten; sekundärer Zahn dominierend, subtriangular, in Körpermitte zwei bis dreimal so groß, posterior etwa fünfmal so groß wie der primäre Zahn; tertiäre Zähnchen sehr dünn, distad gebogen, über den sekundären Zahn hinausreichend. Schäfte kräftiger als in den "normalen" Borsten, beilförmig, subdistal ohne Stacheln. — Einfache Dorsalborste schlank und gerade, etwa so kräftig wie die Schäfte der "normalen" Borsten innerhalb desselben Parapodiums, terminal gekerbt, subdistal mit drei relativ scharfen, nicht sehr langen Stacheln; im letzten Körperdrittel. Einfache Ventralborste doppelt so kräftig wie die Dorsalborste, sigmoid, distal bidentat, sekundärer Zahn zwei- bis dreimal so groß wie der primäre Zahn (ähnlich wie der sekundäre Zahn in den Endgliedern der falcigeren Borsten innerhalb desselben Parapodiums), subdistal 3-4 sehr lange, gebogene Zähnchen. — Aciculae in allen Parapodien jeweils 1 (schlank flammenförmig, Spitze schräg gerichtet).

Pygidium halbrund. Holotypus mit paarigen kurzen, ungegliederten ovalförmigen Analcirren und einem unpaaren winzigen Analcirrus terminal.

Pharynxtubus von mittlerer Länge, über ca. 6 Segmente. Zahn relativ groß, oval- bis mitraförmig, mit der Spitze an die Pharynxöffnung reichend. Proventrikel unwesentlich kürzer als der Tubus, zwischen dem 6. und 10./11. BS, 28-30 Muskelzellringe.

Habitat. — Grobes, kalkhaltiges Sediment.

Verbreitung. — Karibik.

Derivatio nominis. — Die Art wurde nach dem Crustaceologen Dr. Manuel Ortiz Touzet, University of La Habana, benannt.

Diskussion. — Falcigere bidentate Borsten, in dessen Endgliedern der sekundäre Zahn viel größer als der primäre Zahn ist, besitzen auch T. lutea HARTMANN-SCHRÖDER, 1960, T. magnipectinis (STORCH, 1967), T. glarearia WESTHEIDE, 1974 und T. cruzi (NÚÑEZ & SAN MARTÍN, 1991) comb. nov. Bei T. lutea sind jedoch die Antennen- und Cirrenglieder von grüngoldener Farbe, der Proventrikel besitzt mehr Muskelzellringe, und die ventralen Borsten sind weniger stark verdickt; bei T. magnipectinis sind die verdickten Borsten länger als die "normalen" Borsten, die Antennen und Dorsalcirren sind zahlreicher gegliedert (siehe auch LICHER et al. 1995); T. glarearia besitzt in den vorderen Segmenten 2-3 Aciculae; beiT. cruzi ist das Längenverhältnis der Borstenendglieder größer als bei T. ortizi. Darüberhinaus sind mit Ausnahme von T. cruzi diese Arten alle deutlich größer als Typosyllis ortizi (Tab. 16).

Ähnlich gestaltete Borstenendglieder haben auch T. torquata (MARION & BOBRETZKY, 1875) und T. okadai (FAUVEL, 1934). In diesen beiden Arten sind jedoch einige der vorderen Segmente charakteristisch pigmentiert. Darüberhinaus besitzen die vorderen Parapodien von T. okadai je bis zu 5 Aciculae.

Siehe auch T. truncata (HASWELL, 1920) (Tab. 13) und T. typica (MOORE, 1909) comb. nov.

Tab. 13: Typosyllis-Arten, die in allen Parapodien nur jeweils eine Acicula und ausschließlich falcigere zusammengesetzte Borsten besitzen:
T. truncata (HASWELL, 1920), T. dentata HARTMANN-SCHRÖDER, 1960, T. heterocirrata HARTMANN-SCHRÖDER, 1960 emend., T. anoculata HARTMANN-SCHRÖDER, 1962, T. filidentata HARTMANN-SCHRÖDER, 1962 und T. ortizi (SAN MARTÍN, 1992).

 

T. 
truncata

T. 
dentata

T. heterocirrata

T. 
anoculata

T. 
filidentata

T. 
ortizi

Länge,
Zahl der Borstensegmente

7,1 mm,
65 BS

8 mm,
82 BS

1,3+ mm,
26+ BS

4 mm,
58 BS

2,8 mm,
26 BS

5 mm,
59 BS

Augen

ja

ja

ja

nein

ja

ja

Gliederzahl der Antennen

median 25,
lateral 15-17

median 19,
lateral 8-10

median 15,
lateral ca. 10

median 12,
lateral 7-9

median 31,
lateral 11-13

median 16-29,
lateral 13-15

Gliederzahl der Dorsalcirren in Körpermitte

17-18 bzw.
13-14

15-16 bzw.
7-8

6 bzw. 9

4 bzw. 5

21-23 bzw.
14-15

16-18 bzw. 5-6

Gestalt der falcigeren Borsten

bidentat

unidentat

bidentat

unidentat

bidentat

bidentat

Gestalt der einfachen Dorsalborste

abgestutzt

streichholz-förmig

gerundet

gerundet

schwach bidentat

gekerbt

Gestalt der Aciculae

umgebogen bis kurz fußförmig

abgestutzt, umgebogen bis fußförmig

fußförmig

streichholz-förmig

 

schlank flammenförmig

Proventrikellänge,
Zahl der Muskelzellringe

4-6 Segmente,
28-30 Ringe

 

3 Segmente,
24-25 Ringe

3 Segmente,
26-29 Ringe

4 Segmente,
30-32 Ringe

4-5 Segmente,
28-30 Ringe

Tab. 16: Typosyllis-Arten, deren sekundärer Zahn in den Endgliedern der falcigeren Borsten mindestens zweimal so groß ist wie der primäre Zahn:
T. lutea HARTMANN-SCHRÖDER, 1960, T. magnipectinis (STORCH, 1967), T. glarearia WESTHEIDE, 1974, T. cruzi (NÚÑEZ & SAN MARTÍN, 1991) comb. nov. und T. ortizi (SAN MARTÍN, 1992).

 

T. lutea

T. magnipectinis

T. glarearia

T. cruzi

T. ortizi

Länge,
Zahl der Borstensegmente

12,3 mm,
89 BS

20,6 mm,
97 BS

16 mm,
101 BS

4,2 mm,
47 BS

5 mm,
59 BS

Gliederzahl der Antennen

median 19,
lateral 15-16

median 24-35,
lateral 16-20

median 24-31,
lateral 14-19

median 16,
lateral 11-12

median 16-29,
lateral 13-15

Inserierung
der medianen Antenne

hinter der Mitte des Prostomiums

in der Mitte des Prostomiums

vor dem hinteren Prostomialrand

zwischen den hinteren Augen

in der Mitte des Augentrapezes

Gliederzahl 1. Dorsalcirrus

25-26

42-50

26-33

20-21

16-18

Gliederzahl der Dorsalcirren in Körpermitte

35-40 bzw. 18-22

 

25 bzw. 15

16-18 bzw. 10-12

16-18 bzw. 5-6

Cirrenglieder mit grüngoldenen Strukturen?

ja

nein

nein

nein

nein

Endgliedlängenverhältnis dorsal und ventral

2, in Körpermitte 1,5-1,7

1,2-1,3

1,5

1,8-2,
posterior 1,4

1,2

Endgliedlängenverhältnis verdickter und „normaler“ Borsten

verdickte Borsten kürzer

verdickte Borsten länger

verdickte Borsten etwas kürzer

verdickte Borsten kürzer

verdickte Borsten kürzer

Zahl der Aciculae
(anterior, Mitte, posterior)

3-4 / 2 / 1

 

2-3 / 2 / 1-2

2 / 1 / 1

1 / 1 / 1

Proventrikellänge,
Zahl der Muskelzellringe

12 Segmente,
36-38 Ringe

3 Segmente,
25-27 Ringe

3-4 Segmente,
25 Ringe

5 Segmente,
30-33 Ringe

4-5 Segmente,
28-30 Ringe