Beschreibung der Arten

Typosyllis kabilica (Ben-Eliahu, 1977) comb. nov., stat. nov.

Abb. 67: Typosyllis kabilica (Ben-Eliahu, 1977)

Abb. 67

Locus typicus. — Wadi Kabila, Golf von Akaba.

Typusmaterial. — BMNH 1976.348 (HT), BMNH 1976.900-914 (PT), HUJ AN.I.92 (PT).

Beschreibung. — Körper von mittlerer Größe, Segmentgrenzen und intersegmentale Einschnitte in der Regel deutlich. Länge: 8,5 mm, 82 Borstensegmente; Breite: 350 µm ohne, 480 µm mit Parapodien. Breiten-/Längenverhältnis der Segmente anterior 3, in Körpermitte und posterior 2. Körperoberfläche glatt. Keine besondere Pigmentierung. Farbe in Ethanol graubraun.

Prostomium breitoval, ca. zweimal so breit wie lang, vorderer Rand leicht gebogen. Palpen kurz, gerundet, nicht länger als das Prostomium, ventral ein wenig umgebogen, über die gesamte Länge voneinander getrennt. Vier rotbraune Augen, in einem weiten Trapez angeordnet in der Mitte des Prostomiums; vordere Augen oval bis nierenförmig, doppelt so groß wie die hinteren Augen, diese länglich oval, drei Augendurchmesser von den vorderen Augen entfernt. Stirnaugen nicht feststellbar. Mediane Antenne 20-22-gliedrig, zwischen den hinteren Augen; laterale Antennen 11-13-gliedrig, anterolateral am prostomialen Rand. Antennen kräftig, Gliederung deutlich; Glieder breitoval.

Peristomium halb so lang wie das erste Borstensegment, vom Prostomium abgegrenzt. Peristomialcirren dorsal 17-gliedrig, weit über die Palpenenden hinausreichend, ventral mit 10-11 Gliedern.

Parapodien zylindrisch, ein Drittel bis ein Viertel der Körperbreite lang. Dorsalcirren wie folgt gegliedert: 1. DC 22-24-gliedrig, 2. DC ca. 10-gliedrig, 3. DC 13-17-gliedrig, 4. DC 20-21-gliedrig, 5. DC 15-17-gliedrig, 6. DC 20-22-gliedrig, bis Körpermitte mit 18-19 bzw. 14-16 Gliedern, posterior etwas kürzer; relativ deutlich in der Länge alternierend. Dorsalcirren distad verjüngt, relativ spitz zulaufend, deutlich gegliedert; Glieder rundlich bis breitoval. Ventralcirrus fingerförmig, basal inserierend, an das Ende des Parapodiallappens reichend.

Zusammengesetzte Borsten falciger, bidentat; anterior 9, ab Körpermitte 6-7 pro Borstenbündel. Endglieder anterior 12-20 µm (ELV 1,5-1,8; Abb. 67A-B), in Körpermitte 14-20 µm (ELV ca. 1,5; Abb. 67D-E), posterior 10-15 µm (ELV ca. 1,5; Abb. 67G-H); dorsal schälmesserförmig, in Körpermitte eher sichelförmig, dort Endglieder proximal fast doppelt so breit wie anterior. Sekundärer Zahn anterior in den dorsalen Borsten etwa so groß wie der primäre Zahn, ventral und ab Körpermitte kleiner. Tertiäre Zähnchen lang, weder fein noch grob, meist jedoch spitz. Schäfte gewöhnlich, in allen Körperregionen etwa gleich kräftig und subdistal mit spitzen Stacheln. — Einfache Dorsalborste zierlich, halb so kräftig wie die Schäfte innerhalb desselben Parapodiums, gerade, fein gekerbt; in den letzten Segmenten (Abb. 67I). Einfache Ventralborste nicht feststellbar. — Aciculae: anterior 2 (1 kurz fußförmig, 1 streichholzförmig; Abb. 67C), in Körpermitte 2 (stempelförmig; Abb. 67F), posterior 1 (kurz fußförmig, gerundet; Abb. 67J).

Pygidium queroval, mit paarigen Analcirren, 13-14-gliedrig.

Pharynxtubus relativ lang und schlank, über 7 Segmente, in Ethanol rostbraun. Zahn deutlich, groß und schlank, anterior spitz, 4-5 mal so lang wie breit, zur Hälfte seiner Länge über die Pharynxöffnung hinausragend. Proventrikel so lang wie der Tubus, zwischen dem 10. und 14. BS, 33-35 Muskelzellringe (3 + 30-32), in Ethanol hellgelb.

Verbreitung. — Golf von Akaba, Mittelmeer.

Derivatio nominis. — Die Art wurde nach dem Fundort Wadi Kabila, Sinai-Halbinsel, benannt.

Diskussion.Typosyllis kabilica ähnelt hinsichtlich der Gestalt der Borstenendglieder, der Zahl und Gestalt der Aciculae sowie der Gliederung der Antennen, Peristomial- und Dorsalcirren der aus dem Roten Meer beschriebenen T. gerlachi HARTMANN-SCHRÖDER, 1960 sowie der pazifischen T. hawaiiensis HARTMANN-SCHRÖDER, 1965 emend. Im Gegensatz zu den anderen beiden Arten besitzt T. hawaiiensis nur 25-27 proventrikuläre Muskelzellringe und ist deutlich kleiner. Als Unterschiede zu T. gerlachi ließe sich anführen, dass bei Typosyllis kabilica die vorderen und hinteren Augen etwa gleich groß und die tertiären Zähnchen in den falcigeren Borstenendgliedern etwas spitzer sind (Tab. 12). Eine Synonymie von Typosyllis kabilica und T. gerlachi ist aber nicht auszuschließen.

Die vorliegende Art gleicht hinsichtlich der Endglieder der falcigeren Borsten, der Aciculae und der pharyngealen Tubuslänge T. pigmentata (CHAMBERLIN, 1919), T. magdalena (WESENBERG-LUND, 1962) und T. kerguelensis AVERINCEV, 1972. Aber bei T. pigmentata besitzen die Parapodien aller Körperregionen jeweils 3-4 Aciculae; bei T. magdalena sind die Endglieder unidentat und der Proventrikel besteht aus etwa 60 Muskelzellringen; bei T. kerguelensis haben die mediane und lateralen Antennen sowie die Dorsalcirren in Körpermitte mehr als doppelt so viele Glieder und die tertiären Zähnchen der Borstenendglieder sind gröber.

Gewisse Ähnlichkeit hinsichtlich der Borsten besteht auch zu T. vivipara (KROHN, 1869); deren Pharynxtubus ist jedoch hell rosa, die lateralen Antennen sind länger, das Längenverhältnis der Borstenendglieder ist anterior geringer und die Art reproduziert sich vivipar.

Siehe auch T. albanyensis HARTMANN-SCHRÖDER, 1984 und T. erikae HARTMANN-SCHRÖDER, 1981.

T. alternata MOORE, 1908 unterscheidet sich von der vorliegenden Art im Besitz längerer und schlankerer Endglieder in den dorsalen Borsten, anders gestalteter Aciculae, einer Inserierung der medianen Antenne weiter anterior und einer zahlreicheren Gliederung der Dorsalcirren in Körpermitte. Eine enge Verwandtschaft von T. alternata und der vorliegenden als S. (T.) alternata kabilica beschriebenen Art halte ich aufgrund dieser erheblichen Unterschiede für wenig wahrscheinlich.

Tab. 12: Typosyllis gerlachi (HARTMANN-SCHRÖDER, 1960), T. hawaiiensis HARTMANN-SCHRÖDER, 1965 emend. und T. kabilica (BEN-ELIAHU, 1977) comb. nov., stat. nov. im Vergleich.

 

T. gerlachi

T. hawaiiensis

T. kabilica

Länge,
Zahl der Borstensegmente

7,8 mm,
69 BS

2,4 mm,
35 BS

8,5 mm,
82 BS

Gliederzahl der Antennen

median 21-25,
lateral 11-14

median 15-18,
lateral 12-13

median 20-22,
lateral 11-13

Inserierung
der medianen Antenne

zwischen den
hinteren Augen

mittig auf der
hinteren Prostomialhälfte

zwischen den
hinteren Augen

Augengröße

alle Augen gleich groß

alle Augen gleich groß

vordere Augen doppelt so groß wie hintere Augen

Gliederzahl der Peristomialcirren

dorsal 14-16,
ventral 9-10

dorsal 12-13,
ventral 9-11

dorsal 17,
ventral 10-11

Gliederzahl 1. Dorsalcirrus

18-22

ca. 20(?)

22-24

Gliederzahl der Dorsalcirren
in Körpermitte

14-16 bzw. 11-12

15-18 bzw. 10-12

18-19 bzw. 14-16

Gestalt der Dorsalborsten

distal gekerbt

distal gerundet

distal gekerbt

Zahl der Aciculae
(anterior, Mitte, posterior)

2 / 1 / ?

2 / 1 / 1

2 / 2 / 1

Länge des Pharynx

5-6 Segmente

6 Segmente

7 Segmente

Länge des Proventrikels,
Zahl der Muskelzellringe

33-35 Ringe

25-27 Ringe

33-35 Ringe