Beschreibung der Arten
Typosyllis farallonensis Blake & Walton, 1977
Abb. 101
Locus typicus. — Gulf of the Farallones, Kalifornien; 16-25 m.
Typusmaterial. — CASIZ 019427 (HT).
Beschreibung. — Holotypus klein, aber sehr kräftig, mit kurzen Segmenten und kurzen Cirren. Segmentgrenzen deutlich. Länge: 5 mm, 43 Borstensegmente; Breite: 150 µm ohne Parapodien. Breiten-/Längenverhältnis der Segmente anterior 4, in Körpermitte etwa 1, posterior 2-3. Körperoberfläche glatt. Keine besondere Pigmentierung; in Ethanol fast transparent.
Prostomium subtriangular bis halbrund, etwas breiter als lang, vorderer Rand stark konvex. Palpen groß und kräftig, ovalförmig, gerundet, etwa so lang wie das Prostomium, über die Hälfte der Länge dicht aneinanderliegend, vermutlich aber über die gesamte Länge voneinander getrennt (proximal miteinander verwachsen, BLAKE & WALTON 1977). Vier rotbraune Augen von etwa gleicher Größe trapezförmig angeordnet in der hinteren Hälfte des Prostomiums; vordere Augen rundlich bis nierenförmig, hintere Augen rundlich. Zwei rundliche Stirnaugen, von gleicher Größe wie die hinteren Augen, etwas hinter dem vorderen Prostomialrand, von den vorderen Augen soweit entfernt, wie die hinteren von den vorderen Augen. Mediane Antenne 8-gliedrig, in der Mitte des Augentrapezes; laterale Antennen 6-gliedrig, anterolateral. Antennen relativ kurz, sehr zierlich und nicht immer deutlich gegliedert; Glieder rund bis länglich oval. Die proximalen Glieder sind größer und etwa eineinhalb bis zweimal so lang wie die übrigen Glieder der Antennen.
Peristomium etwa so lang wie das erste Borstensegment, nur wenig kürzer als die folgenden Segmente, vom Prostomium durch eine querverlaufende Grube abgegrenzt. Peristomialcirren gegliedert, von ähnlicher Gestalt wie die Antennen, dorsal und ventral von gleicher Länge, jeweils 5-6-gliedrig, fast so lang wie die lateralen Antennen, nicht an die Palpenenden reichend.
Borstensegmente deutlich voneinander getrennt. Parapodien kurz lappenförmig. Dorsalcirren wie folgt gegliedert: 1. DC 5-gliedrig, in den folgenden Segmenten von gleicher Länge und Gliederzahl, meist 3-4-gliedrig, posterior mit 2 oder 3 Gliedern. Dorsalcirren ähnlich zierlich wie die Antennen und Peristomialcirren, nicht verjüngt; Cirrophor groß, dreimal so breit wie die Cirrenglieder, diese rundlich, proximales und terminales Glied meist langoval. Ventralcirrus schlank fingerförmig, dreimal so lang wie breit, etwa ein Drittel so lang wie die Dorsalcirren, basal inserierend, gerade bis an das Ende des Parapodiallappens reichend.
Zusammengesetzte Borsten falciger, unidentat und bidentat; anterior ca. 20, in Körpermitte 12-15, posterior 5-7 pro Borstenbündel. Endglieder schälmesserförmig, anterior 20-25 µm (ELV < 1,2; Abb. 101A-B), in Körpermitte ca. 25 µm (ELV ca. 1; Abb. 101D-E), posterior 20-25-µm (ELV < 1,2); in allen Körperregionen unidentat und bidentat (unidentat bis subbidentat, BLAKE & WALTON 1977). Primärer Zahn bzw. terminaler Zahn kräftig, sehr breit, stumpf gerundet und meist wenig gebogen; sekundärer Zahn (sofern vorhanden) länglich, schmaler als der primäre Zahn, relativ weit von dem primären Zahn entfernt. Tertiäre Zähnchen winzig, sehr fein, besonders anterior, von einheitlicher Länge innerhalb des Endglieds. Schäfte allgemein gewöhnlich, +/- schlank, subdistal mit undeutlichen kurzen Stacheln. — Einfache Dorsalborste gerade, distal zugespitzt. Einfache Ventralborste nicht feststellbar. — Aciculae: anterior 4 (3 abgestutzt bis einfach, sehr kräftig, 1 stempelförmig bis fußförmig, schlanker und etwas kürzer; Abb. 101C), in Körpermitte 2 (einfach, unterschiedlich kräftig; Abb. 101F), posterior 2 (einfach, distal teilweise umgebogen; Abb. 101H).
Pygidium halbrund, mit paarigen ungegliederten Analcirren, etwa so lang wie die Antennen.
Pharynxtubus von mittlerer Länge, über 6-7 Segmente, terminal mit 10 breiten, nicht sehr großen Papillen. Zahn gelblich, etwas hinter der Pharynxöffnung. Proventrikel sehr lang, ein Drittel länger als der Tubus, über 8 Segmente, ca. 45 Muskelzellringe.
Habitat. — Sand-Schlamm-Sediment.
Verbreitung. — Gulf of the Farallones, Kalifornien.
Derivatio nominis. — Die Art wurde nach dem locus typicus, dem Gulf of the Farallones, benannt.
Diskussion. — Borstenendglieder mit derartig zahlreichen, einheitlich sehr kurzen, feinen tertiären Zähnchen wie die von Typosyllis farallonensis sind auch von T. vittata (GRUBE, 1840), T. nigricirris (GRUBE, 1863), T. fasciata (MALMGREN, 1867), T. flaccida (GRUBE, 1878) comb. nov. und T. dentata HARTMANN-SCHRÖDER, 1960 bekannt. Aber in keiner dieser Arten sind die Antennen, Peristomial- und Dorsalcirren so kurz wie beiTyposyllis farallonensis und mit Ausnahme von T. vittata besitzt keine dieser Arten so viele Borsten pro Borstenbündel wie die vorliegende Art (Tab. 20).
Bei T. alternata (MOORE, 1908), T. parateinopterona (HARTMAN & FAUCHALD, 1971) nom. nov. und T. tegulum HARTMAN & FAUCHALD, 1971 sind diese tertiären Zähnchen ebenfalls sehr kurz und fein. In diesen drei Arten sind die Borstenendglieder aber wesentlich länger als bei der vorliegenden Art; außerdem sind diese bei T. alternata bidentat bis subbidentat.
Gewisse Ähnlichkeit besteht auch zu T. armillaris (MÜLLER, 1776) hinsichtlich des Besitzes unidentater und bidentater Borsten; T. armillaris besitzt anterior jedoch nur halb so viele Borsten wie Typosyllis farallonensis, die Dorsalcirren sind länger und der Proventrikel setzt sich aus einer geringeren Zahl von Muskelzellringen zusammen.
Typosyllis farallonensis ähnelt hinsichtlich der sehr kurzen Dorsalcirren auch T. curticirris HARTMANN-SCHRÖDER, 1981 (Tab. 14).
Siehe auch T. heterochaeta (MOORE, 1909) comb. nov. (Tab. 22).
Tab. 14: Typosyllis-Arten mit sehr kurzen, nur wenig gegliederten Dorsalcirren:
T. anoculata HARTMANN-SCHRÖDER, 1962, T. farallonensis BLAKE & WALTON, 1977, T. gerundensis ALÓS & CAMPOY, 1981 und T. curticirris HARTMANN-SCHRÖDER, 1981.
|
T. anoculata |
T. farallonensis |
T. gerundensis |
T. curticirris |
Länge, |
4 mm, |
5 mm, |
4,3 mm, |
5 mm, |
Augen |
nein |
ja |
ja |
ja |
Gliederzahl der Antennen |
median 12, |
median 8, |
median 10, |
median 15, |
Inserierung |
vor dem hinteren Prostomialrand |
in der Mitte des Augentrapezes |
zwischen den vorderen Augen |
zwischen den hinteren Augen |
Gliederzahl 1. Dorsalcirrus |
14 |
5 |
11-14 |
11-14 |
Gliederzahl der Dorsalcirren in Körpermitte |
4-5 |
3-4 |
5-7 |
3-4 |
Zahl falcigerer Borsten |
8-10 / 8 / 5 |
20 / 12-15 / 5-7 |
10 / 8-10 / 6-7 |
6 / 5-6 / 4-6 |
Gestalt der Endglieder der falcigeren Borsten |
unidentat |
unidentat und bidentat |
bidentat |
bidentat |
Endgliedlängenverhältnis |
|
|
|
|
Zahl der Aciculae |
1 / 1 / 1 |
4 / 2 / 2 |
2 / 1 / 1 |
2 / 1-2 / 1 |
Länge des Pharynxtubus, |
4 Segmente, |
6-7 Segmente |
7 Segmente, |
5-6 Segmente, |
Länge des Proventrikels, |
3-4 Segmente, |
8 Segmente, |
4-6 Segmente, |
4-5 Segmente, |
Länge des Proventrikels |
gleich |
ein Drittel länger |
gleich |
zwei Drittel |
Tab. 20: Typosyllis-Arten mit ausschließlich falcigeren zusammengesetzten Borsten, deren Borstenendglieder zahlreiche, einheitlich sehr kurze, feine tertiäre Zähnchen besitzen:
T. vittata (GRUBE, 1840), T. nigricirris (GRUBE, 1863), T. fasciata (MALMGREN, 1867), T. flaccida (GRUBE, 1878) comb. nov., T. dentata HARTMANN-SCHRÖDER, 1960) und T. farallonensis BLAKE & WALTON, 1977.
|
T. |
T. |
T. |
T. |
T. |
T. |
Länge, |
29,5 mm, |
26 mm, |
32 mm, |
37 mm, |
8 mm, |
5 mm, |
Pigmentierung |
— |
|
— |
— |
— |
— |
Gliederzahl der Antennen |
median 30, |
median 17-22 |
median 20, |
median 26-30, |
median 19, |
median 8, |
Inserierung |
zwischen den hinteren Augen |
vor den hinteren Augen |
in der Mitte des Augentrapezes |
in der Mitte des Prostomiums |
vor den vorderen Augen |
in der Mitte des Augentrapezes |
Gliederzahl der Peristomialcirren |
dorsal 30-38, |
dorsal 25-27, |
dorsal 20, |
dorsal 40-45, |
dorsal 16-19, |
dorsal 5-6, |
Gliederzahl 1. Dorsalcirrus |
52+ |
30 |
30-32 |
30-35 |
19 |
5 |
Gliederzahl der Dorsalcirren in Körpermitte |
45 bzw. 30 |
48 bzw. 20 |
26-28 bzw. |
30-40 bzw. |
15-16 bzw. |
3-4 |
Zahl falcigerer Borsten |
20 / 13-15 / |
11-12 / 8-10 / ? |
10-12 / 10 / 8 |
ca. 11 |
10-12 / 9-10 / |
20 / 12-15 / 5-7 |
Endgliedlängenverhältnis |
|
|
|
|
|
|
Zahl der Aciculae |
3-4 / 2 / ? |
5 / 3 / ? |
2 / 2 / 1 |
4 / 4 / 2 |
1 / 1 / 1 |
4 / 2 / 2 |
Länge des Pharynxtubus |
10 Segmente |
12 Segmente |
10 Segmente |
12 Segmente |
4 Segmente |
6-7 Segmente |
Länge des Proventrikels, |
9 Segmente, |
13-14 Seg., |
8 Segmente, |
7-8 Segmente, |
5-6 Segmente, |
8 Segmente, |
Länge des Proventrikels |
|
eineinhalb mal so lang |
gleich |
eineinhalb mal so lang |
|
ein Drittel länger |
Tab. 22: Typosyllis-Arten, deren Parapodien sehr viele zusammengesetzte Borsten pro Borstenbündel besitzen:
T. vittata (GRUBE, 1840), T. heterochaeta (MOORE, 1909) comb. nov., T. nipponica IMAJIMA, 1966 und T. farallonensis BLAKE & WALTON, 1977.
|
T. vittata |
T. heterochaeta |
T. nipponica |
T. farallonensis |
Länge, |
29,5 mm, |
23,8 mm, |
40,6 mm, |
5 mm, |
Pigmentierung |
— |
— |
1-3 Querlinien + 5.BS ganz |
— |
Nuchallappen |
nein |
nein |
ja |
nein |
Gliederzahl der Antennen |
median 30, |
median 21-22, |
median 14-16, |
median 8, |
Gliederzahl 1. Dorsalcirrus |
52+ |
22-24 |
13-14 |
5 |
Gliederzahl der Dorsalcirren in Körpermitte |
45 bzw. 30 |
16-19 bzw. 11-13 |
14-15 bzw. 9 |
3-4 |
Pseudospinigere Borsten |
nein |
ja |
nein |
nein |
Zahl zusammengesetzter Borsten (ant., Mitte, post.) |
20 / 13-15 / |
24-28 / 16-22 / |
16-17 / 10-12 / |
20 / 12-15 / 5-7 |
Zahl der Aciculae |
3-4 / 2 / ? |
6-7 / 6 / ? |
3 / 3 / 3 |
4 / 2 / 2 |
Länge des Pharynxtubus |
10 Segmente |
12 Segmente |
4 Segmente |
6-7 Segmente |
Länge des Proventrikels, |
9 Segmente, |
13 Segmente, |
3-4 Segmente, |
8 Segmente, |
Länge des Proventrikels |
|
gleich |
ein Drittel länger |
ein Drittel länger |