Beschreibung der Arten

Typosyllis armillaris (O.F. Müller, 1776)

Abb. 84: Typosyllis armillaris (O.F. Müller, 1776)

Abb. 84

Locus typicus. — Grönland.

Typusmaterial. — Verloren.

Beschreibung. — Körper der untersuchten Tiere kräftig, von mittlerer Größe. Segmentgrenzen stets deutlich, intersegmentale Einschnitte zum Teil relativ tief, aber unregelmäßig. Länge des größten Tieres: 25,5 mm, 142 Borstensegmente; Breite: 600 µm ohne, 800 µm mit Parapodien. Breiten-/Längenverhältnis der Segmente anterior 3, in Körpermitte 4, posterior 2-3. Körperoberfläche glatt. Vordere Segmente (Borstensegment 8-24) zum Teil dorsal mit je zwei Querlinien: eine auf vorderer Segmenthälfte, mittig dorsal; eine auf hinterer Segmenthälfte, mittig dorsal unterbrochen. Farbe in Ethanol ocker.

Prostomium subhexagonal, fast doppelt so breit wie lang, anterolateral etwas eingebuchtet, hintere zwei Drittel des Prostomiums höher als vordere Drittel (Abb. 84A). Palpen kurz, gerundet, etwa so lang wie das Prostomium, proximal über ein Drittel der Länge miteinander verwachsen. Vier rotbräunliche Augen, in einem weiten Trapez angeordnet hinter der Mitte des Prostomiums; vordere Augen halbkreis- bis nierenförmig, nahezu doppelt so groß wie die hinteren Augen, diese rundlich, relativ klein. Stirnaugen nicht feststellbar. Mediane Antenne 13-gliedrig, in der Mitte des Prostomiums; laterale Antennen 11-gliedrig, anterolateral nahe der konkaven Einbuchtungen. Antennen kräftig, perlschnurartig; Glieder proximal etwa zweimal so breit wie lang, subdistal rundlich.

Peristomium wenig kürzer als die folgenden Segmente, anterior durch eine tiefe querverlaufende Grube vom Prostomium getrennt, dorsal mit dem ersten Borstensegment verwachsen. Peristomialcirren dorsal 11-12-gliedrig, ventral mit 9-10 Gliedern.

Parapodien kegelförmig, postchaetal mit kleinem Lappen. Dorsalcirren kurz und kräftig, wenig verjüngt, wie folgt gegliedert: 1. DC 16-17-gliedrig, 2. DC 10-12-gliedrig, 3.-6. DC 12-13-gliedrig, folgende vordere mit 8-10 Gliedern, in Körpermitte mit 8 bzw. 9, posterior mit 7 bzw. 8-9 Gliedern. Dorsalcirren kurz, von ähnlicher Gestalt wie die Antennen, Gliederung sehr deutlich, meist auch proximal; Glieder rechteckig-rundlich. Ventralcirren daumenförmig, kurz, midbasal inserierend, bis an das Ende des Parapodiallappens reichend oder etwas kürzer.

Zusammengesetzte Borsten falciger, bidentat und subbidentat; anterior 9, in Körpermitte 8, posterior 3-4 pro Borstenbündel. Endglieder der falcigeren Borsten anterior 15-30 µm (ELV 2; Abb. 84B-D), in Körpermitte sichelförmig, doppelt so breit wie anterior bei etwa gleicher absoluter Länge (20-25 µm, ELV < 1,5; Abb. 84F-H), posterior wieder schlanker, ähnlich wie anterior, aber kürzer (12-20 µm, ELV 1,5; Abb. 84J-K); anterior und posterior bidentat, sekundärer Zahn kleiner als der primäre Zahn, in Körpermitte subbidentat (bei geringerer Vergrößerung manchmal unidentat erscheinend), sekundärer Zahn häufig winzig. Tertiäre Zähnchen anterior und posterior fein, sehr spitz, in Körpermitte kürzer und weniger zahlreich. Schäfte anterior und posterior schlank, zum Teil stark heterogomph (besonders dorsal), in Körpermitte kräftiger, subdistal in allen Körperregionen mit kurzen Stacheln. — Einfache Dorsalborste gerade, sehr schlank, distal gekerbt bis fein bidentat, subdistal fein gesägt (Abb. 84L). Einfache Ventralborste ähnlich kräftig, sigmoid, bidentat, sekundärer Zahn kleiner als der primäre Zahn, subdistal noch undeutlicher gesägt als in der Dorsalborste (Abb. 84M). — Aciculae: anterior 4 (+/- einfach bis umgebogen; Abb. 84E), in Körpermitte 3 (einfach bis schwertförmig und schräg abgestutzt; Abb. 84I), posterior 1 (fuß- bis flammenförmig ohne Spitze; Abb. 84N).

Pygidium halbrund. Laterale Analcirren mit 10-12 Gliedern; ein länglicher medianer Analcirrus, etwa fünfmal so lang wie breit, ventrolateroterminal inserierend. Glieder mehr rundlich als oval.

Pharynxtubus relativ lang, zum Teil gefaltet, über 8-9 Segmente, in Ethanol rostbraun. Zahn groß, tropfenförmig, anterior spitz, über die Pharynxöffnung hinausreichend. Proventrikel von gleicher Länge, schlank, mindestens fünfmal so lang wie breit, zwischen dem 9. und 17. BS, 37-38 Muskelzellringe (cranial 5, caudal 33-34), in Ethanol dunkelbraun.

Reproduktion. — Der Eidurchmesser bei einem eiertragenden Weibchen betrug 40 µm.

Habitat. — In Sand, unter Steinen, zwischen Laminaria- oder Posidonia-Algen; 0-100 m.

Verbreitung. — Kosmopolitisch.

Derivatio nominis. — Der Name bezieht sich vermutlich auf die Bewaffnung des Pharynx ("armatus" [lat.] = bewaffnet, gerüstet), die in dieser Form (einzelner Zahn) bei anderen Nereis-Vertretern — jener Gattung, zu der dieses Taxon 1776 gestellt wurde — seinerzeit nicht bekannt war.

Diskussion.Typosyllis armillaris ähnelt sehr T. hyalina (GRUBE, 1863), nicht nur hinsichtlich der Länge und Gestalt der Antennen und Dorsalcirren; auch die falcigeren Borsten und die Aciculae sind ähnlich. Bei Typosyllis armillaris treten in den vorderen und hinteren Segmenten jedoch auch fußförmige Aciculae auf, dieT. hyalina fehlen. Davon abgesehen ist bei T. hyalina die Zahl zusammengesetzter Borsten pro Borstenbündel größer und die der proventrikulären Muskelzellringe geringer (Tab. 17).

Typosyllis armillaris ist die am längsten bekannte und eine der am häufigsten zitierten Arten aus der Gattung. Sie wurde erstmals 1771 als "Die geperlte Nereide" von O.F. MÜLLER in der Arbeit "Von Würmern des süssen und salzigen Wassers" beschrieben. Fünf Jahre später erhält diese Art die für die Zoologische Nomenklatur gültige binominale Bezeichnung "Nereis armillaris". SAVIGNY (1822) stellte sie als "Lycastis armillaris" in eine neue Gattung. JOHNSTON (1840) erkannte eine nähere Verwandtschaft zu der von SAVIGNY (1818) beschriebenen Syllis monilaris und ordnete diese Art der Gattung Syllis zu, bevor LANGERHANS (1879) sie zu Typosyllis stellte.