Beschreibung der Arten

Typosyllis anops (Ehlers, 1897) comb. nov.

Abb. 25: Typosyllis anops (Ehlers, 1897)

Abb. 25 + 26

Locus typicus. — Meeresstrand von Punta Arenas, Magellanstraße.

Typusmaterial. — ZMH V-4733 (HT).

Beschreibung. — Körper des Holotypus relativ schlank. Segmentgrenzen anterior und posterior deutlich, intersegmentale Einschnitte nicht sehr tief. Länge: 15 mm, 72 Borstensegmente (22 mm, 117 BS, EHLERS 1897); Breite: 750 µm ohne, 900 µm mit Parapodien. Breiten-/Längenverhältnis der Segmente anterior 4-5, in Körpermitte 3, posterior 1,5. Körperoberfläche glatt. Keine besondere Pigmentierung. Farbe in Ethanol dunkelbraun.

Prostomium breitoval bis subtriangular, ca. zweimal so breit wie lang, anterior stark konvex (Abb. 25A). Palpen kräftig, breit und kurz, etwas länger als das Prostomium, proximal zu einem Drittel der Länge miteinander verwachsen. Ohne Augen und ohne Stirnaugen. Mediane Antenne undeutlich gegliedert, eher runzelig (28-gliedrig, EHLERS 1897); laterale Antennen etwas kürzer, mit 15-17 Gliedern (24-gliedrig, EHLERS 1897), anterolateral inserierend.

Peristomium sehr kurz. Peristomialcirren gegliedert, von ähnlicher Gestalt wie Antennen, aber etwas kürzer; dorsal ca. 18-gliedrig, ventral 10-12-gliedrig (20-gliedrig bzw. 15-gliedrig, EHLERS 1897).

Dorsalcirren in der Länge unregelmäßig alternierend, Gliederung undeutlich; Glieder quadratisch mit abgerundeten Ecken, proximal breiter als lang (Abb. 25B): 1. DC 28-30-gliedrig, 2.DC etwa 18-gliedrig, 3. DC 24-gliedrig, in Körpermitte ca. 30- bzw. ca. 25-gliedrig, posterior 20-28-gliedrig. Ventralcirren kegelförmig lang, midbasal inserierend, über das Ende des Parapodiallappens hinausreichend.

Abb. 26: Typosyllis anops (Ehlers, 1897)

Zusammengesetzte Borsten pseudospiniger oder falciger, jeweils bidentat; bis zu 15 pro Borstenbündel: anterior 2-3 pseudospiniger, 12 falciger; in Körpermitte 2 pseudospiniger, 10-12 falciger; posterior 1-2 pseudospiniger, 3 falciger. Endglieder der pseudospinigeren Borsten anterior 50-60 µm (ELV 2,5; Abb. 26A), in Körpermitte 180 µm (ELV 6-7), posterior 90-110 µm (ELV 5-6; Abb. 26G); primärer und sekundärer Zahn weit voneinander positioniert, zangenförmig divergierend, jeweils stark gerundet, in Körpermitte weniger stark; tertiäre Zähnchen kräftig, +/- spitz. Endglieder der falcigeren Borsten anterior 20 µm (Abb. 26B-C), in Körpermitte 20-30 µm (Abb. 26E-F), posterior 20-35 µm (Abb. 26H-J), jeweils deutlich verjüngt, primärer Zahn schlank, sekundärer Zahn etwas kleiner als der primäre Zahn; tertiäre Zähnchen kräftig, von ähnlicher Gestalt wie in den Endgliedern der pseudospinigeren Borsten. Schäfte gewöhnlich, subdistal mit zum Teil langen Stacheln. — Einfache Dorsalborste gerade, schlank, undeutlich gekerbt, subdistal glatt (Abb. 26K). Einfache Ventralborste leicht sigmoid, unwesentlich dicker, bidentat, primärer und sekundärer Zahn gleich groß, subdistal mit winzigen Sägezähnchen (Abb. 26L). — Aciculae: anterior nicht erkennbar, in Körpermitte 4-5 (3 einfach bis schräg abgestutzt, 1 streichholzförmig; Abb. 26D), posterior 2 (einfach bis schräg abgestutzt; Abb. 26M).

Pygidium breit, halbkreisförmig, terminolateral mit paarigen langen Analcirren, 30-32-gliedrig, und einem unpaaren medianen, ungegliederten Analcirrus, ventral inserierend.

Pharynxtubus über 6-8 Segmente, farblich nicht vom Körper abgehoben (mit 8 pharyngealen Papillen, EHLERS 1897). Zahn groß, kegelförmig, mit der Spitze weit über die Pharynxöffnung hinausragend. Proventrikel so lang wie der Tubus oder ein wenig länger, zwischen dem 7. und 15. BS (6.-17. BS, EHLERS 1897), 42-44 Muskelzellringe, in Ethanol dunkelbraun.

Verbreitung. — Chile, Argentinien, Kerguelen, Antarktis, Australien, Südafrika, Südchina.

Derivatio nominis. — Die Art erhielt ihren Namen aufgrund des Fehlens prostomialer Augen.

Diskussion. — Siehe T. hyperioni (DORSEY & PHILIPS, 1987) comb. nov. und T. mauretanica LICHER, 1999 sp. nov. (Tab. 7).

Das vom Zoologischen Institut und Museum Hamburg zur Verfügung gestellte Exemplar erwies sich als der Holotypus von Typosyllis anops [ZMH V-4733]. Dieser Holotypus stimmt wiederum mit den untersuchten Cotypen von Syllis gracilis SCHMARDA, 1861 [Homonym] (nicht S. gracilis GRUBE, 1840) überein, so dass eigentlich "Syllis gracilis SCHMARDA, 1861" bzw. "Typosyllis gracilis (SCHMARDA, 1861)" die korrekte Bezeichnung für die vorliegende Art sein müßte. Da aber "Syllis gracilis" bereits für ein anderes Taxon benutzt wird (GRUBE 1840) und andererseits die Bezeichnung "Typosyllis gracilis" zu Verwechslungen mit der Grube'schen Art führen könnte, lege ich hiermit "Typosyllis anops (EHLERS, 1897)" als gültige Bezeichnung für diese Art fest.

Als Syllis anops bestimmtes Material aus dem Swedish Museum of Natural History, Stockholm [SMNH 4227] weist an der Pharynxöffnung neben einem einfachen Zahn einen Ring aus ca. 30-40 kleinen Zähnchen auf (17 Zähnchen, die sich auf einen Halbkreis verteilen, sind erkennbar). Diese Merkmalkombination ist bislang für keine Syllide bekannt. Ein Trepan ist in den Gattungen Trypanosyllis, Geminosyllis (jeweils Syllinae), Odontosyllis, Amblyosyllis, Parautolytus (jeweils Eusyllinae) und Autolytus, Proceraea (jeweils Autolytinae) beschrieben. Dieser besteht bei den Taxa der Syllinae aus 10 Zähnchen, bei Odontosyllis aus weniger als 20 und bei Amblyosyllis aus 6-7 (FAUCHALD 1977). Bei Parautolytus können auch mehrere Zähnchen vorhanden sein, dieser Gattung fehlt jedoch ein größerer, unpaarer Zahn. Das besagte Material müßte daher möglicherweise einer noch nicht beschriebenen Gattung zugeordnet werden. Da das gesamte Material aus SMNH 4227 ausschließlich aus sehr kurzen Vorderfragmenten besteht (das hintere Körperteil ist circumproventrikulär vom Vorderende abgetrennt), wurde von einer Beschreibung dieses Materials abgesehen.

Tab. 7: Typosyllis-Arten, die pseudospinigere Borsten besitzen und denen prostomiale Augen fehlen:
T. anops (EHLERS, 1897) comb. nov., T. caeca (KATZMANN, 1973) comb. nov., T. hyperioni (DORSEY & PHILIPS, 1987) comb. nov., T. japonica (IMAJIMA, 1966) comb. nov., T. parateinopterona (HARTMAN & FAUCHALD, 1971) nom. nov. und T. mauretanica LICHER, 1999 sp. nov.

 

T.
anops

T.
caeca

T.
hyperioni

T. japonica

T. parateinopterona

T. mauretanica

Länge,
Zahl der Borstensegmente

15 mm,
72 BS

10-15 mm,
80 BS

21,6 mm,
122 BS

17,5+ mm,
94+ BS

11 mm,
50 BS

10,1 mm,
62+ BS

Pigmentierung

nein

nein

nein

nein

nein

ja

Gliederzahl der Antennen

median 32,
lateral 13-14

median bis 32,
lateral 13-14

median 24-26,
lateral 11-13

median 25,
lateral 20-22

median 22

median 18,
lateral 13

Gliederzahl 1. Dorsalcirrus

38-30

18-19

ca. 13

20-25

 

20-21

Gliederzahl der Dorsalcirren in Körpermitte

30 bzw. 25

11 bzw. 9

7-9

50 bzw. 35-40

 

17-19 bzw.
12-13

Zahl zusammengesetzter Borsten

bis 15

8-10

bis 11

bis 10

bis ca. 20

bis 13

Distales Ende der falcigeren Borsten

bidentat

bidentat

bidentat bis subbidentat

bidentat + unidentat

unidentat bis gerundet

bidentat

„Verdickte“ Borsten

nein

nein

nein

ja

nein

nein

Zahl der Aciculae
(anterior, Mitte, posterior)

? / 4-5 / 2

2 / 1 / 1

2 / 1 / 1

2 / 1 / 1

3-4 / 2 / 1

3 / 2 / 1

Länge des Pharynxtubus,
Farbe

6-8 Seg.


dunkelbraun

13 Seg.,
orangebraun

8-9 Seg.,
rostbraun

3-4 Seg.

7-11 Seg.,
rostbraun

Länge des Proventrikels,
Zahl der Muskelzellringe

8-9 Segmente,
42-44 Ringe

4-6 Segmente,
34-35 Ringe

4-7 Segmente,
40-43 Ringe

5 Segmente,
ca. 60 Ringe

10 Segmente

6-8 Segmente,
35-37 Ringe

Länge des Proventrikels
im Vergleich zum Pharynxtubus

etwa gleich

 

?

kürzer

mind. doppelt so lang

etwa gleich